Sebastians "Wellness MacGyver packt aus..." Blog

Wellness MacGyver Sebastian Wick erzählt Dir hier alles, was Du wissen mußt, um im derzeitig explodierenden Wellness Wahn "überleben" zu können. Was braucht man wirklich, um sich so richtig wohl zu fühlen und worauf kann man getrost verzichten? Hier erfährst Du es...

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Montag, Februar 27, 2006

Mythos Cholesterin - Hauptbösewicht in Sachen Infarkt?

Noch immer spukt das Cholesterin als eines der schlimmsten Schreckgespenster der modernen Medizin durch die Köpfe vieler Menschen. Das zeigte auch unsere Umfrage in der Mainzer City. Auf die Frage nach der Gefährlichkeit von Cholesterin waren sich die Befragten einig, dass Cholesterin sehr gefährlich ist - für die Arterien, für das Herz und so weiter und so fort.

Ein wichtiger wissenschaftlicher Versuch, der die Cholesterinangst schürte, fand schon vor fast 100 Jahren statt. Im Jahr 1908 mischte der russische Wissenschaftler Alexander Ignatovski püriertes Hirn mit Ei. Beides ist reich an Cholesterin. Der Forscher war auf der Suche nach dem Grund für Arterienverkalkung und fütterte Kaninchen mit dem Cholesterinpüree.
Tatsächlich bekam den meisten Kaninchen die Diät nicht gut. Einige der Tiere starben an Herzinfarkt. Anschließend wurden die Tiere genau untersucht. Alexander Ignatovski war mit dem Ergebnis mehr als zufrieden. Unter dem Mikroskop sah er mustergültige Ablagerungen in den Gefäßen. Eine wundervoll einfache Erklärung: Viel Cholesterin in der Nahrung - viel Arterienverkalkung. Dass ein Pflanzenfresser für diesen Versuch nicht die Idealbesetzung war, interessierte damals niemanden.

Aufregung an der Cholesterin-Front
Kürzlich sorgte Professor Peter Sawicki für Aufregung an der Cholesterin-Front, weil er 14 große Studien über Cholesterin und Herzinfarkt kritisch überprüft hat. Dabei ist genau dies seine Aufgabe als Präsident des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen: Eine nüchterne Bewertung wissenschaftlicher Fakten. In Sachen Cholesterin kommt er zu dem Schluss: "Man hat früher gedacht, das Cholesterin wäre der Hauptbösewicht beim Herzinfarkt. Diese Meinung mussten wir in den letzten Jahren revidieren. Es ist nicht so."

Die Deutsche Kardiologische Gesellschaft dagegen vertritt noch immer strenge Grenzwerte. Hochrisikopatienten mit Herzerkrankung dürfen nicht über den Wert von 100 Milligramm pro zehntel Liter Blut kommen. Für Patienten mit zwei Risikofaktoren wie Rauchen oder Diabetes gilt 130 als die Obergrenze und Gesunde sollten nicht über 160 kommen. Man höre und staune: Demnach haben etwa zwei Drittel aller deutschen Erwachsenen einen krankhaft erhöhten Cholesterinspiegel.

Professor Erland Erdmann von der Deutschen Kardiologischen Gesellschaft sieht den Grund in unserer Ernährungsweise: "Man muss auf alle tierischen Fette verzichten, wenn man das Problem mit dem Cholesterin hat. Und wir müssten wieder so leben, wie die Generation vor uns in der Nachkriegszeit. Aber das will ja keiner."

Den bösen Cholesterinspiegel drücken
Ein Steilpass für die Cholesterinsenkungsindustrie. Produkte mit geradezu lächerlich niedrigem Fettgehalt füllen die Kühlregale. Und die Kunden sind bereit, viel Geld auszugeben, in der Hoffnung, so den bösen Cholesterinspiegel zu drücken.

Branchenprimus Becel inszeniert wie kein anderer das Cholesterin in aufwändigen Werbespots als Bösewicht: Da wird ein Mini-U-Boot im Körper von Fettkugeln angegriffen und der Waffenoffizier meldet mit bestürzter Mine: "Es ist Cholesterin!" Doch glücklicherweise kommt Becel zu Hilfe und löst das Cholesterin auf. Professor Sawicki kommentiert das so: "Es ist nicht belegt, dass die Menge des Cholesterins, die wir mit der Nahrung zu uns nehmen, tatsächlich ursächlich verantwortlich ist für Erkrankungen. Das meiste Cholesterin wird ja in der Leber hergestellt. Und dies bedeutet, dass der Körper Mechanismen besitzt, um sich vor einem Cholesterinmangel zu schützen, weil Cholesterin ja ein wesentlicher und wichtiger Bestandteil unseres Körpers ist."
Tatsächlich ist Cholesterin unentbehrlicher Bestandteil jeder einzelnen Körperzelle. Etwa zur Stabilisierung der Zellwand. Die Organe enthalten viel Cholesterin, die Nebenniere sogar bis zu 50 Prozent. Das Gedächtnis funktioniert nur mit ausreichend Cholesterin. Auch das angeblich bedrohte Herz besteht zu zehn Prozent aus Cholesterin. So ist klar, dass man den lebenswichtigen Cholesterinspiegel über Ernährung kaum dauerhaft beeinflussen kann. Goldgräberstimmung in der Pharmaindustrie Das sorgt für Goldgräberstimmung in der Pharmaindustrie. Statine senken die Blutfette zuverlässig - auch wenn das kaum jemandem hilft. Den Herstellern dieser Medikamente beschert die Cholesterinangst den fantastischen Jahresumsatz von 27 Milliarden Euro!

Aber wer profitiert denn überhaupt von den Cholesterin-Senkern? Professor Sawicki hat sich in den Studien den Überblick verschafft: "Der Effekt der Cholesterinsenkung ist so gut untersucht wie kaum etwas in der Medizin. Man kann sagen, dass gesunde Menschen bezüglich einer Lebensverlängerung nicht davon profitieren. Man kann aber auch sagen, dass Menschen, die einen Herzinfarkt schon hatten, oder die eine Herzkranzgefäßerkrankung haben, schon einen Nutzen davon haben: sie leben länger. Es sind aber nicht so viele. Es müssen hundert Menschen behandelt werden, damit zwei länger leben. Nur ist auch nicht belegt, dass diese Menschen tatsächlich durch die Cholesterinsenkung ihr Leben verlängern. Vielmehr gibt es viele Anhaltspunkte dafür, dass die Statine, also die Präparate, die das Cholesterin senken, auch an anderen Stellen des Stoffwechsels wirken. Und es könnte gut sein, dass das Cholesterin gar nichts damit zu tun hat."

Dazu passt die Beobachtung, dass viele Menschen mit hohen Cholesterinwerten gar keine Ablagerungen in den Gefäßen haben. Umgekehrt hat die Hälfte der Infarktopfer mit Arterienverkalkung einen vollkommen unauffälligen Cholesterin-Wert. Aber wer trennt sich schon gerne von lieb gewordenen Erklärungsmodellen? Noch dazu, wenn sie so schön einfach sind.
Und die Cholesterin-Senkungs-Industrie tut das ihre dazu und hält mit großem Werbeaufwand das Schreckgespenst "Blutfett" weiter am Leben.

Autor: Frank Wittig
Den Artikel können Sie im Original nachlesen unter http://www.swr.de/odysso/archiv/2006/02/16/beitrag.html



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Sebastian Wick ist ein Wellness Kolumnist und
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